Trends kommen und gehen. Ob in der Mode oder der Medizin, immer wieder gibt es neue Hypes um angebliche Wundermittel, die als das „nächste große Ding“ beworben. Um so interessanter ist es, wenn in der Alternativmedizin neue natürliche Stoffe entdeckt werden, die prinzipiell jedem frei sind.
CBD, ein Cannabinoid aus der weiblichen Hanfpflanze, ist daher gerade in aller Munde. Bisher verschwand eher im Schatten der großen Schwester THC, wird es momentan als Mittel gegen Schmerzen, Übelkeit und Entzündungen erforscht. Da CBD nicht psychoaktiv wirkt, konsumiert jeder, die der medizinischen Verwendung von THC eher skeptisch gegenüberstanden. Doch wie genau funktioniert CBD eigentlich?
Was genau ist CBD?
In der Hanfpflanze sind mittlerweile 70 Phytocannabinoide nachgewiesen worden. Das sind bestimmte Pflanzenstoffe, die in Cannabis vorkommen. Während der Körper Cannabinoide auch selbst herstellen kann, bedeutet „Phyto“, dass die Stoffe in einer Pflanze vorkommen.
Am besten bekannt ist wohl das psychoaktive Tetrahydrocannabinol (THC), das dem Cannabis seine berauschende Wirkung verleiht.
Daneben gut erforscht sind Cannabinole (CBNs), Cannabigerole (CBGs) und eben Cannabidiole (CBDs).
Im Gegensatz zu THC sind Cannabidiole nicht psychoaktiv. Sie dämpfen daher nicht das Bewusstsein oder berauscht, trotzdem bindet es an Rezeptoren im Körper und kann so als Medikation gegen verschiedenste Beschwerden eingesetzt werden.
Was macht CBD im Körper?
Die Wirkung auf den Körper ist bislang noch Gegenstand der Forschung. Es konnten also noch nicht sämtliche Wirkungen gesichert belegt werden und es ist auch nicht ausgeschlossen, dass sich in der Zukunft noch weitere Anwendungsfelder finden.
Einige Wirkungen wurden jedoch bereits nachgewiesen. So gleicht CBD beispielsweise die Ausschüttung von „Stress“-Stoffen wie Adrenalin aus. Dadurch kann es Angst und Nervosität lindern.
Allerdings ist nach wie vor umstritten, wie genau das Cannabinoid in seiner Gesamtheit wirkt. Einerseits wird die Bindung an Rezeptoren diskutiert, durch die wiederum entzündungs- und schmerzlindernde Prozesse angestoßen werden, andererseits vermutet man, dass der Körper durch die Einnahme vielleicht stimuliert wird, selbst Cannabinoide zu bilden, die dann ihrerseits an den Rezeptoren „andocken“.
Neben diesen diskutierten Wirkungsweisen gegen akute körperliche oder seelische Beschwerden sind Cannabidiole auch Antioxidantien und können bei regelmäßiger Einnahme oxidativen Stress und damit die Schädigung gesunder Zellen im Körper verhindern.
Wundermittel gegen alles?
CBD wird momentan wirklich als Mittel gegen sämtliche Beschwerden diskutiert. So berichten Aknepatienten im Internet von ihrer Linderung durch CBD, Rheumageplagte schwärmen von der plötzlichen Schmerzfreiheit und bei nervösen Menschen bewirkt die Einnahme angeblich eine wunderbare Ruhe und Ausgeglichenheit.
Und verschiedene Studien legen tatsächlich dar, dass der Pflanzenstoff eine vielversprechende Alternative zu herkömmlicher Medikation darstellen könnte.
So seien Cannabinoidrezeptoren beispielsweise an Gelenken vorhanden, was CBD-Öl oder Creme zu einer Methode zur Arthrosebehandlung machen könnte.
Außerdem zeigten Versuche, dass das äußerliche Auftragen von CBD-Gel die Gelenkschwellung bei Arthritis reduziert.
Weiterhin konnte CBD-Öl bei chronischen Schmerzen und spastischen Beschwerden helfen, aber auch Übelkeit und Erbrechen als Begleiterscheinung der Chemotherapie bei Erwachsenen. Es hat damit eine Wirkung, die mit Antiemetika zu vergleichen ist.
Auch auf die Psyche soll der Pflanzenstoff stabilisierend wirken. Während bei THC die Effekte auf Angststörungen oder Depressionen nicht einheitlich sicher vorhersehbar sein sollen, wirkt das CBD ganz ohne einen Rausch stabilisierend und beruhigend auf nervöse und ängstliche Personen.
Es ist damit sogar eine Art Gegenspieler zum THC. Während bei der Einnahme von hohen Dosen THC zu psychotischen Zuständen wie Wahnvorstellungen, Unruhezuständen oder sogar Halluzinationen kommen kann, wirkt CBD antipsychotisch und kann diese Symptome regelrecht abblocken.
Zuletzt kann das Phytocannabinoid sogar das Hautbild verbessern: Eine Studie zeigte, dass der Auftrag auf die Haut unter anderem die Überproduktion von Talg reduzieren kann.
Die Überproduktion von Hautfett führt oft zur Bildung von verstopften Poren, die sich in Form von Pickeln entzünden. Die Wirkung ergänzt durch die anti-entzündlichen Eigenschaften des CBD. Die Haut verfügt über zahlreiche Cannabinoidrezeptoren, an denen die zahlreichen Wirkstoffe des CBD aufgenommen werden können. Dadurch kann das es direkt am „Ort des Geschehens“ wirken.
Kapsel, Öl, Pulver – Darreichungsformen
Das Wirkungsspektrum von CBD ist somit wirklich beeindruckend. Doch jeder, der nun den Selbstversuch wagen möchte, ist mit der Frage nach der Darreichungsform konfrontiert.
Zunächst ist voranzustellen, dass das der CBD-Extrakt aus Nutzhanf gewonnen wird. Dieser muss nahezu THC-frei sein, denn der Anbau oder Verkauf von psychoaktiven Substanzen, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen, ist nicht legal. Daher darf auch in den CBD-Produkten kein psychoaktiv wirksamer Anteil an THC enthalten sein.
Man muss also keine Sorge vor einer unbeabsichtigten Rauschwirkung haben, wenn man die Produkte aus einer vertrauenswürdigen Quelle bezieht.
Mittlerweile hat sich eine Vielzahl von Darreichungsformen entwickelt, die den Gebrauch alltagstauglich machen. Im Folgenden werden die drei populärsten Formen dargestellt.
Die bekannteste Darreichungsform ist wohl das CBD-Öl. Das CBD wird im Öl gelöst und bildet hinterher eine homogene Flüssigkeit.
Durch die leichte Handhabung ist es gut dosierbar, vegan und gilt als gut verträglich. Ein bekannter Hersteller ist beispielsweise NordicOil.
Kapseln
Außerdem gibt es Kapseln, die den CBD-Extrakt enthalten. Durch das Schlucken der unzerkauten Kapseln löst sich das CBD erst im Körper und geht von dort in die Blutbahn.
Kapsel gelten als magenfreundlich und sich außerdem geruchs- und geschmacksneutral. Auch für unterwegs sind sie gut geeignet und lassen sich durch den exakten Wert des CBD pro Kapsel gut dosieren. Teilweise bestehen die Kapseln aber aus Gelatine, was sie für Veganer ungeeignet macht. Außerdem tritt die Wirkung verzögert ein.
Zuletzt kann man auch CBD-Blüten nutzen. Dabei handelt es sich um die Knospen oder Blüten von Pflanzen, die einen sehr niedrigen THC-Anteil haben.
Diese Blüten sind auch der Rohstoff für die spätere Herstellung von CBD-Extrakt.
Somit kann man mit den Blüten prinzipiell auch eigene Produkte wie Cremes, Öle oder Extrakte herstellen.
Man kann die Blüten auch in einer Zigarette oder Pfeife rauchen. Allerdings gehen durch die Temperaturen viele empfindliche Inhaltsstoffe verloren und eventuell zugesetzter Tabak wird gesundheitsschädlich.
Und was ist mit den Nebenwirkungen?
Allgemein herrscht die Ansicht, dass mit der Einnahme kaum Nebenwirkungen einhergingen.
Prinzipiell ist die Wirkung auch weitgehend als frei von als unangenehm empfundenen Begleiterscheinungen beschrieben.
Es gibt aber einige Personengruppen, die die Einnahme äußerst zurückhaltend betrachten sollten. Zum einen ist die Einnahme von CBD in der Schwangerschaft auf keinen Fall zu empfehlen. In einer Studie wurde die Beeinflussung von Proteinen festgestellt, die eventuell Auswirkungen auf die korrekte Funktion der Plazenta haben könnten (Feinshtein et al. 2013. Daher wird von der Einnahme, auch in niedrigen Dosen, abgeraten.
Auch Personen, die Pantoprazol oder Antidepressiva einnehmen, sind dringend zur Vorsicht angehalten. Durch die Einnahme von CBD wird der Abbau der anderen Medikamente durch die Leber gehemmt und die Wirkstoffe verbleiben länger im Blut.
CBD wirkt allerdings nach bisheriger Studienlage für Menschen vermutlich nicht toxisch (Bergamaschi et al. 2011).
Ausblick: Kurzlebiger Hype oder nachhaltige Bewegung?
Das CBD ist momentan Gegenstand zahlreicher Studien und Forschungen. Man geht davon aus, dass in einigen Jahren den ersten Langzeitstudien zur Wirkung und der Anwendbarkeit getroffen werden.
Bis dahin ist es allerdings aufgrund seiner Zugänglichkeit, dem breiten Anwendungsfeld und der relativ nebenwirkungsfreien Einnahme und Nutzung eine gute Alternative zu herkömmlichen Medikamenten. Und die bisherigen Forschungsergebnisse sind durchaus vielversprechend. CBD kann bereits jetzt bei belastenden Symptomen helfen und zu einer höheren Lebensqualität verhelfen. Doch wie immer gilt: auf sich selbst achten und bei Unsicherheiten oder Fragen mit einem Mediziner Rücksprache halten. Wenn man diese Punkte beachtet, ist es eine natürliche und erprobenswerte Art der Selbstmedikation, von der wir sicher noch viel hören werden.
Seit er 2013 als freier Autor tätig ist, schreibt Anton Huber über eine Vielzahl von Themen, sein besonderes Interesse gilt jedoch den Auswirkungen von Cannabis auf die menschliche Gesundheit. Er berichtet über aktuelle Studien und deren Ergebnisse sowie über weltweite Nachrichten zum Thema Hanf. Als Chefredakteur der Deutschen Hanf Zeitung setzt sich Anton Huber dafür ein, die Öffentlichkeit über die Vorteile von Cannabis und seine verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten aufzuklären.