Kaum einer weiß, dass Israel einer der bedeutendsten Cannabis-Hersteller der Welt ist. Mehr als 11.000 Israelis beteiligen sich am staatlichen Programm, das medizinisches Cannabis für kranke Patienten zugänglich macht. Damit erhob sich für gläubige Juden die Frage, ob medizinisches Cannabis eigentlich koscher ist.
Was ist koscher, was nicht?
Was koscher ist, und was nicht, ist durch die jüdischen Speisegesetze definiert. Je nachdem, wie streng gläubig ein Jude ist, achtet er strikter oder weniger streng auf die Einhaltung dieser Vorschriften. Für orthodoxe Juden ist die Frage elementar wichtig.
Prinzipiell ist medizinisches Cannabis nicht als Lebensmittel einzustufen, obwohl es oral aufgenommen wird. Es fällt demnach nicht unter alle Aspekte, die zu beachten sind. CBD-produkte fallen nicht unter
- die Gebote zum Verzehr erlaubter und nicht geeigneter Tiere
- das Genussverbot von Blut in jedweder Verarbeitungsform
- oder die Klassifizierung als milchige, fleischige oder neutrale Lebensmittel.
CBD kann demzufolge nicht als Lebensmittel eingestuft werden. Bestenfalls träfe Regel vier zu. Sie befasst sich mit den speziellen Vorschriften, die den Herstellungsprozess betreffen.
Ein Rabbiner namens Efraim Zalmanovich attestierte CBD 2013, glaubenskonform zu sein. Woran es bisher mangelt, ist speziell als koscher ausgewiesenes CBD in Deutschland. Außerdem ist vielen jüdischen Konsumenten von Haschisch unklar, ob Haschischgenuss koscher ist, oder nicht. Hier sehen die jüdischen Gelehrten einen Widerspruch zur jüdischen Thora, weil THC nicht gesundheitsförderlich sei, sondern berauscht.
Möglicherweise hängt hinter dieser Bewertung aber eine politische Komponente. Das medizinische Cannabis stammt aus Israel selbst, während das THC-haltige Haschisch aus Hisbolla-besetzten Regionen des Libanons stammt, oder aus Ägypten ins Land kommt.
CBD und Haschisch in den USA
In den USA sorgen verschiedene jüdische Hersteller dafür, dass medizinisches Cannabis den Regeln der Thora entspricht. Ähnliches gilt für THC-haltiges Haschisch. „Kosher Kush“-Cannabis darf legal zumindest in den sechs US-Staaten konsumiert werden, die den Haschischkonsum bereits erlaubt haben. Zumindest im Bundesstatt New York soll es bald medizinisches Cannabis zu kaufen geben, das als koscher zertifiziert ist.
Produzenten medizinischer Cannabis-Produkte wenden sich für Zertifizierungen an die „Orthodox Union’s Kosher Certification Agency“, die dafür zuständig ist. Der Nutzung von Cannabis zu medizinischen Zwecken stehen die amerikanisch-jüdischen Rabbis offen gegenüber, weil der medizinische Nutzen nachgewiesen ist. Bei E-Zigaretten und Shisha-Tabak sehen sie allerdings Gründe für Bedenken gegeben, weil diese gesundheitlichen Schaden verursachen.
Cannabis-Kiffer verhalten sich also nach Ansicht der Rabbis nicht Thora-konform. Das gilt auch dann, wenn der Cannabis-Konsum legalisiert sei. Es sei nicht unbedingt koscher, wenn Cannabis zur Verdrängung von Problemen konsumiert ist. Es widerspricht zwar nicht unbedingt dem Halacha genannten Rechtsteil des jüdischen Glaubens, aber auf jeden Fall einem jüdischen Glaubensgrundsatz, der als „Kedoshim Tehau“ bekannt ist. Das bedeutet „Du bist heilig“.
Die Herstellung von CBD
Cannabidiol bzw. CBD Oil wird aus der Cannabis Sativa-Pflanze hergestellt. Das medizinische Cannabis stammt aus THC-armen Pflanzen, die besonders CBD-reich sind. Im Herstellungsprozess werden die restlichen Spuren des THCs fast vollständig entfernt. Daher kann CBD nicht die berauschende Wirkung entfalten, die THC-reichem Cannabis zugeschrieben wird.
Die Wirkung des medizinischen Cannabis beruht vielmehr auf der Existenz des innerkörperlichen Cannabinoid-Systems. Der Organismus von Säugetieren weist ein Endocannabinoid-System auf. Er stellt demnach körpereigene Cannabinoide her – aber nur in geringem Umfang. Ihre Aufgabe ist es, regulierende Einflüsse auszuüben. Die Menge körpereigener Cannabinoide reicht aber meist nicht aus, um stärkere Schmerzen oder Beschwerden von chronischen Krankheiten wie Arthrose, Multiple Sklerose oder Krebs zu dämpfen. In solchen Fällen ist die zusätzliche Zufuhr von CBD angezeigt. Die im Körper befindlichen Rezeptoren nehmen es auf. Sie sind nun wieder in der Lage, regulierend einzugreifen.
Für die Juden, die in vielen Ländern der Erde leben, ist die Frage nach der Reinheit oder der Thora-gemäßen Verwendung wichtig. Für die Verwendung von Pflanzenteilen benennen die jüdischen Speisegesetze aber nur wenige Regeln. Grundsätzlich gilt alles als koscher, was in der Erde heranwächst, und nicht durch Insektenbefall unkoscher wird. Außerdem ist koscher, was einem natürlichen Produktionsprozess unterliegt, und nicht kontaminiert wird.
Wichtiges für die Herstellung von koscherem CBD
Wichtig ist also für die Herstellung von koscherem CBD, dass die Cannabis-Pflanzen vor Insektenbefall geschützt werden, und der Produktionsprozess vermeidet, sie mit irgendwelchen Spuren nicht-koscherer Lebensmittel oder Tiere zu kontaminieren. Niemand kann aufgrund der pflanzlichen Beschaffenheit automatisch darauf schließen, dass CBD koscher sein muss. Vielmehr ist das durch entsprechende Sorgfalt bei der Aufzucht und der Herstellung von CBD sicherzustellen.
Schon die Kontamination der Hanfpflanzen mit Pestiziden wäre kritisch zu sehen. Problematisch ist nämlich, dass Hanfpflanzen als „Hyperakkumulatoren“ gelten. Diese können alles Mögliche aus dem Erdreich und der Luft absorbieren. Wichtig ist außerdem, wie das CBD Öl hergestellt bzw. gewonnen wird. Die dafür verwendeten Hilfsmittel dürfen ebenfalls keine Kontaminationen verursachen.
Alkohol oder andere Lösungsmittel müssen also mit absoluter Sicherheit verdunstet sein, wenn das CBD als koscher gelten soll. Bisher gelten nur solche CBD-Produkte als koscher, bei denen durch die CO2-Extraktion eine Kontaminationsfreiheit zu 100% sichergestellt werden kann.
Monika Bosch
Monika Bosch ist Autorin und Redakteurin bei der Deutschen Hanf Zeitung. Sie interessiert sich für die Auswirkungen von Cannabis auf die Wirtschaft und schreibt über die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten von Hanf im Alltag. Monika Bosch setzt sich für die Verbreitung von Wissen über Cannabis und Hanf ein und hilft, Mythen zu zerstreuen.