April 20, 2024 Nachrichten und Kommentare zu deutscher Hanfpolitik.

Cannabis auf Rezept verschreiben lassen

Der globale Cannabismarkt wächst in einem beispiellosen Tempo, wobei täglich neue Entwicklungen in verschiedenen Marktsegmenten zu beobachten sind. Europa verfügt über eine der weltweit fortschrittlichsten und bedeutendsten Möglichkeiten für medizinisches Cannabis. Kanada legte einen wichtigen Meilenstein für die erfolgreiche Umsetzung der regulierten medizinischen Cannabisindustrie fest. Im vergangenen Jahr ist die europäische Cannabisindustrie stärker gewachsen, als in den letzten sechs Jahren. 

Rechtslage in Deutschland

Seit März 2017 ist die Verwendung von Cannabisblüten für medizinische Zwecke in Deutschland erlaubt. Deutschland ist der bedeutendste medizinische Cannabismarkt in Europa und erlaubt den Verkauf der gängigsten Cannabismedikamente wie Sativex®, Dronabinol und Nabilone. Sowohl der Konsum als auch der Anbau sind mit besonderer Genehmigung des „Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte“ gestattet. 

Europäische Rechtslage

Österreich

  • In Österreich unterliegt Cannabis den Bestimmungen des Suchtmittelgesetzes (SMG). 
  • Das heißt, dass Cannabiskonsum in Österreich auch aus medizinischen Gründen nicht erlaubt ist und somit strafbar ist.

Schweiz

  • In der Schweiz kann ein Arzt cannabishaltige Arzneimittel verschreiben. Aktuell ist Sativex® das einzige Cannabisarzneimittel, das in der Schweiz zugelassen ist.

Italien

  • Medizinisches Cannabis ist seit 2013 in Italien legal erhältlich.

Luxembourg

  • Medizinisches Cannabis kann seit 2019 durch bestimmte Ärzte verschrieben werden.

Niederlande

  • In den Niederlanden wird Cannabis seit 2003 zu medizinischen Zwecken an bedürftige Patienten abgegeben.
  • Seit September 2003 ist in den Niederlanden Marihuana als apothekenpflichtiges Medikament zugelassen.

Polen

  • Medizinisches Cannabis ist seit November 2017 in Polen legalisiert.
  • In Apotheken erhältlich ist es jedoch erst seit Januar 2019.

Portugal

  • Medizinisches Cannabis ist in Portugal seit 2018 legal.

Spanien

  • Derzeit sind in Spanien nur wenige medizinische Cannabisprodukte auf Rezept erhältlich. Sativex® ist das einzige cannabishaltige Medikament, das in Spanien verkauft wird.
  • Der Kauf ist allerdings mit Hindernissen verbunden – die Flasche kostet 400 € und ist nur für Patienten mit Multipler Sklerose vorgesehen.

Tschechische Republik

  • Im Januar 2013 wurde im tschechischen Parlament die Freigabe von Cannabis für medizinische Zwecke beschlossen.
  • Von 2019 auf 2020 vervierfachte sich die Menge des zu medizinischen Zwecken abgegebenen Cannabis.

Vereinigtes Königreich

  • Fachärzte dürfen seit November 2018 medizinisches Cannabis verschreiben.

Globale Rechtslage

Vereinigte Staaten

  • Marihuana zur medizinischen Verwendung ist in 37 Bundesstaaten und in Washington, D.C., legal.
  • 11 andere Bundesstaaten haben Vorschriften, die den THC-Inhalt limitieren. Damit geben sie Produkte frei, die einen höheren CBD-Inhalt haben.

Kanada

  • In Kanada ist der Besitz von Cannabis seit Oktober 2018 weitgehend legalisiert.
  • Das heißt, dass jeder Erwachsene auch ohne medizinischen Hintergrund Cannabis erhalten kann.

Südafrika

  • Medizinisches Cannabis wurde in Südafrika 2017 legalisiert.

Thailand

  • Das Parlament Thailands beschloss im Dezember 2018 die Freigabe von Marihuana für medizinischen Zwecke. 
  • Thailand ist der erste Staat in Asien, der die medizinische Anwendung von Cannabis legalisiert hat.

Japan

  • Illegal nach „Drogenkontrollgesetz“ (麻薬取締法), sowie ein spezielles „Hanfkontrollgesetz“ (大麻取締法)
  • Strafbar für praktisch jegliche Nutzung, ausgenommen für Forschungszwecke, für die eine spezielle Erlaubnis eingeholt werden muss.

Vielversprechende Prognosen auf politischer Ebene

Bis auf die beiden konservativen Parteien CDU und AfD ist jede Partei im Bundestag inzwischen für eine Legalisierung. Die Union zeigt sich nun aber bereit, exemplarisch den Vertrieb von Freizeit-Cannabis zu testen, um zu sehen, ob es für die Gesellschaft von Vorteil ist, andere Vertriebswege anstelle des Schwarzmarktes zu entwickeln. 
Die Grünen werden aufgrund ihrer hervorragenden Umfragen (15-20%) vermutlich eine wichtige Rolle in der nächsten Regierung spielen, so dass das Gesetz über die Kontrolle von Cannabis die Grundlage für jede Gesetzgebung zur Legalisierung sein könnte. 

Bewillingungsrate bei Krankenkassen über 50% – Unsicherheit bei Ärzten

Es ist jedoch für Patienten nicht immer einfach, ein medizinisches Cannabis-Rezept zu bekommen. Die Mediziner sind aus verschiedenen Gründen oft zurückhaltend bei der Ausstellung von medizinischen Cannabis-Rezepten. Dies hat mit der Überprüfung durch Behörden und Krankenkassen zu tun, mit Rufschädigungen durch die Assoziation mit vermeintlichen Drogenkonsumenten, mit Unklarheiten über die medizinische Wirkkraft und mit der gesetzlichen Haftung für den Fall, dass der Patient eine Nebenwirkung auf Cannabis aufzeigt. Die Bewilligungsquoten bei den drei führenden Krankenkassen (AOK, TK und Barmer) liegen bei medizinischen Cannabispatientenanwendungen zwischen 62% und 64%. 

Bei diesen Krankheiten wird die Behandlung mit medizinischem Cannabis bewilligt

Insgesamt gibt es 5 Patientengruppen, bei denen medizinisches Cannabis verschrieben wird. Erfolgreich behandelt werden Patienten mit: 

  1. chronischen Schmerzen (Migräne, Phantomschmerzen) 
  2. neurologischen Krankheiten (MS, Tourette-Syndrom, Epilepsie) 
  3. psychiatrischen Erkrankungen (PTBS, ADHS, Depressionen) 
  4. chronisch entzündlichen Krankheiten (Rheuma, Morbus Crohn) 
  5. Übelkeit, die durch Krankheiten wie Krebs oder AIDS ausgelöst wird. 

Darüber hinaus sind auch Fälle bekannt, bei denen die erfolgreiche Behandlung mit medizinischem Cannabis durchgeführt wurde. Dazu gehören beispielsweise chronisches Schwitzen oder schweren Formen der Akne, die andernfalls nur operativ behandeln werden könnten. Allgemein ist in Deutschland nicht das Krankheitsbild, sondern die Schwere der Erkrankung ausschlaggebend für eine medizinische Empfehlung von Cannabis.

Bei großen Schmerzen, Multiple Sklerose, Spastik, Depressionen und sonstige Psychiatrien und chronischen Störungen wird medizinisches Cannabis oft auf Rezept angeboten.

Kostenübernahme durch Krankenkassen nur auf Antrag und bei Empfehlung durch den behandelten Arzt

Die Krankenkassen übernehmen bei schweren Fällen und auf Empfehlungen des behandelnden Arztes die vollen Kosten der Behandlung. Hierbei muss der Patient allerdings einen gesonderten Antrag stellen, selbst wenn der Arzt die Empfehlung ausgesprochen hat. Der behandelnde Arzt muss hierbei die Wirksamkeit der Cannabis Therapie detailliert begründen und deren Wirksamkeit versichern. Bisher tun dies verhältnismäßig allerdings relativ wenig Ärzte. Die Wartelisten für Termine der Ärzte, die Cannabis auf Rezept verschreiben, ist dementsprechend lang. Oft warten Patienten bis zu einem Jahr auf den ersehnten Termin. 

Wenn ein Patient die Kosten selbst übernimmt, muss er tief in die Tasche greifen. Für Patienten ohne Krankenversicherung kann das medizinische Cannabis zwischen 1.500 und 2.400 Euro kosten. 

Prognose

Im Jahre 2017 hatte das Gesetz nur Anträge von rund 1.000 Patienten akzeptiert. Allerdings stieg die Zahl der Anträge bei den Krankenkassen bis zum Monat März 2018 bereits auf 13.000, wovon rund 60% der Anträge genehmigt wurden. Bis 2024 wird die Zahl der medizinischen Cannabispatienten in Deutschland die 1-Million-Marke durchbrechen. Die zunehmende Verfügbarkeit der meisten Cannabismedikamente im Land bedeutet, dass eine größere Bandbreite an Erkrankungen behandelt werden kann. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Nachfrage nach medizinischem Cannabis im Land weiterhin steigen wird, was dazu führt, dass auch die Ärzteschaft sich vermehrt für das Thema öffnen muss.

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Seit er 2013 als freier Autor tätig ist, schreibt Anton Huber über eine Vielzahl von Themen, sein besonderes Interesse gilt jedoch den Auswirkungen von Cannabis auf die menschliche Gesundheit. Er berichtet über aktuelle Studien und deren Ergebnisse sowie über weltweite Nachrichten zum Thema Hanf. Als Chefredakteur der Deutschen Hanf Zeitung setzt sich Anton Huber dafür ein, die Öffentlichkeit über die Vorteile von Cannabis und seine verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten aufzuklären.

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